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Monday, November 9, 2009

(DE) Stutengarten 2009 (mein Bericht)

(DE) Als ich an der Universität in Alicante studiert habe, hatte ich eine Deutschlehrerin, die aus Stuttgart kam. Sie erklärte mir damals, dass der Name der Stadt historisch auf „Stutengarten“ zurückzuführen sei. Zu jener Zeit hätte ich nie gedacht, dass ich dort sechs Jahre später eigentlich sein würde. Meine Geschichte mit der Kinderspielstadt fing aber im Oktober 2008 eher als eine imaginäre Beziehung an. Imaginär, weil ein ganzes Jahr verging, bis ich die Stadt mit meinen eigenen Augen sah. Dazwischen hörte und las ich viel davon. Ich bastelte mir in meinem Kopf ein Mosaik aus Bildern, die ich bekam.





Im Oktober 2008 gab es im Reitstadion nur die Reste der aufgebauten Stadt, die wir wieder ins Lager bringen mussten. So verbrachte ich meine erste Woche als europäischer Freiwilliger. Das Aufladen und Abladen war ein Hin- und Her, aber es machte Spaß. Bei der Arbeit später im Büro musste man dagegen viel sitzen.




Die Idee, eine drei-wochige sommerliche Ministadt zu bauen, in der Kinder Rollen der Erwachsenen übernehmen, ist „voll toll“. Jeder hat eine Arbeitsstelle und bekommt von dieser Geld, in einer eigenen Währung, die sich Stuggis nennt. Es gibt sehr viele verschiedene Berufe. Man kann als Verkäufer, Journalist, Friseur, Feuerwehrmann u.s.w. arbeiten. So lautet die Hymne: „wir sind Bürger von Stutengarten, von uns kann man noch viel erwarten. Da bist Du platt, wir sind eine richtige Stadt, Hurra!“. Die Bürger müssen natürlich ihre Vertreter wählen, das heißt den Bürgermeister oder die Bürgermeisterin und den Stadtrat. Jeder hat hier die Gelegenheit, sich wie ein Erwachsener zu fühlen. Paradox ist es, dass, wenn man schon ein Erwachsener ist, man wieder ein Kind sein will, was mich glauben lässt, dass wir noch viel von Kindern lernen könnten.



















Stutengarten 2009 war vielversprechend. Diesmal gab es neue Stände wie zum Beispiel eine Zahnarztpraxis, einen Telefonbuchverlag, eine Versicherungsfiliale oder ein richtiges Feuerwehrfahrzeug, das uns von Mercedes überlassen wurde, und dazu kam die Erfahrung von den vorherigen Jahren. Außerdem trug der Ort seinen Namen auch wörtlich zu Recht, da die Stute Lune mit uns eine Woche verbrachte. Es schien so zu sein, dass es jedes Jahr besser wurde und mehr und mehr Leute davon erfahren. Deshalb möchten viele, dass auch ihre Kinder mitmachen. Nur einen Wunsch hätte ich für nächstes Jahr. In der Tanzaktion, die morgens und manchmal nachmitags stattgefunden hat, sollte man nicht immer nur Macarena und Asereje spielen. Tanzbar sind diese Lieder, aber für mich als Spanier auch ziemlich nervig.


















Meine Aufgabe dort lag im Mitarbeiterbereich. Kurz und gut sorgte ich für Kaffee, Kuchen, Getränke, Partys und Ordentlichkeit, was im Prinzip einfach aussah, aber später nicht so war, wenn man betrachtet, dass dort mehr als ein Hundert Mitarbeiter angestellt waren. Das war der chill-out Platz, wo keine Kinder eintreten durften. Deshalb wurde er von der richtigen Kinderspielstadt mit Zäunen abgegrenzt. Die Woche des Aufbaus und die erste Woche darauf machte ich alles so bereit, dass es zum Ent- und Ausspannen einlud. Die Hütte, wo die Getränke zu bekommen waren, wurde mit Blinkies, ein paar Bildern, die Preisliste u.s.w wie eine echte Bar dekoriert. Die Kaffeemaschine und Exemplare von Stutengarten News haben auch geholfen, etwas Ambiente zu erzeugen.


















Ich hatte zwar zeitweise viel zu tun, besonders am Mittwoch und Samstag abends, wenn die Mitarbeiterpartys stattfanden. Trotzdem hatte ich viel Raum und ab und zu sogar Freizeit, um die Kinderspielstadt zu besuchen, um dort auch mitzuhelfen und um sogar Sport zu machen. Dabei war ich beim Fußballturnier, wo ich das Rote-T-Shirt-Team vertreten durfte, oder auch beim spektakulären Minibasketball-Slam Dunk, den ich übringens gewann. Am Samstag boten wir auch eine Mitarbeitershow an, bei der ich ein paar Mal teilnahm. Sie brauchten einmal für den Auftritt „Schlag den Nick“, der gleichzeitig der Moderator war, einen Freiwilligen. Nick sollte so schnell wie möglich BHs auf- und zuhaken. Einen davon trug ich. Jedoch trage ich normalerweise keine solche Kleidungsstücke. Bei der Mitarbeitershow der Abschiedsfeier war ich eine der verkleideten Socken, die als Chorsänger Awinmawe, awinmawe... beim Lied „In the jungle“ gesungen haben. Das war das Geschenk des Rote-T-Shirt-Teams an die Mitarbeiter. Das war so lustig, dass ich es ganz bestimmt in meinen Lebenslauf aufnehmen werde.




Die Stadt versorgte mich mit allem, was ich in meinem Bereich brauchte. Bei der Schreinerei kaufte ich ein ovales Holzstück, das später bei der Malerei mit dem Wort „Mitarbeiterbereich“ und mit drei Witzfiguren, die jeweils ein rotes, ein gelbes und ein grünes T-Shirt trugen, bemalt wurde. 13 Stuggis kostete insgesamt das Plakat, obwohl sie behaupteten, dass es sich um ein Sonderangebot handle. Blumen- und Pfefferminz-Tee bekam ich bei der Aphoteke, Küchengeräte und Deko-Objekte im Lager, Blinkies, das sind Gegenstände, die blinken, in der Ideenwerkstatt.




Obwohl ich von der Bank jede Woche Startkapital abhob, bekam ich noch weitere Stuggis dann von der Kaffeekasse, die die Mitarbeiter gerne von Zeit zu Zeit füllten. Morgens waren die Worte „Alberto, Kaffee“ oder „Alberto, die Kaffekanne ist alle!“ am meisten zu hören, da die Mitarbeiter, die vom 8 und 8.30 Uhr kamen, bei mir frühstückten. Bei einigen dauerte aber das Frühstück den ganzen Morgen. Wenn sie Kaffee, Saft, Kuchen bzw. Brötchen mit Nutella hatten, waren sie schon zufrieden. Die Bienen sogar noch mehr. Doch veränderte sich diese Eindringlichkeit und einige Tage später sagten sie eher „Alberto, Kaffee, bitte“. Ähnlich verhielt es sich mit den Bechern, die viele Jugendlichen immer liegenließen. Die Lösung dafür war, eine Kiste mit einem Plakat aufzustellen, auf dem „Becherrückgabe“ zu lesen war, und ab und zu die Mitarbeiter aufzurufen, alle liegengelassene Becher aufzusammeln, wenn sie es mit ihren nicht gemacht hatten.








Neben meiner Stelle im Mitarbeiterbereich war ich auch ein „Rotes T-Shirt“. Die Betreuer und Betreuerinnen in Stutengarten haben alle verschiedenfarbige T-Shirts an. Es gab jede Woche 120 Betreuer mit grünen, dessen Aufgaben die Häuschen- (oder Häuschle-) und die Kinderbetreuung waren. Darum war in jedem Häuschen zumindest ein grüner zu sehen. Gelbe waren Tiergruppenbetreuer, die dafür verantwortlich waren, die Kinder von der Haltestelle abzuholen und hinzubringen, sie in die Bürgershow zu führen und zu begleiten sowie sicherzugehen, dass alles in Ordnung war. Als Rote musste ich bei den Leitungsbesprechungen teilnehmen, wo viele wichtige Entscheidungen gemeinsam getroffen wurden. Sutengarten News gibt uns mehr Information darüber:






Der Glaube der Projektleiter, dass ich eine gute Rolle in dem Mitarbeiterbereich übernehmen würde, wo die meisten Jugendlichen sein würden, stimmte. Ich bedanke mich bei ihnen dafür, mir trotz allem die Chance gegeben zu haben, dabei immer gewesen zu sein. Dort hatte ich viel Kontakt zu Jugendlichen und ich denke, dass ich ihnen half, sich wohler zu fühlen und auch auf den Mitarbeiterpartys Spaß zu haben, besonders auf der Abschiedsfeier. Obwohl ich in keinem Häuschen arbeitete, hatte ich auch eine gute Beziehung mit den Kindern, da ich immer bei ihnen beim Einkaufen oder oft in den Bürgershows war. Ich finde es überraschend, was ein Kind erreichen kann, wenn man ihm vertraut. Meiner Meinung nach beweist das, dass alles im Leben um Vetrauen und Mitarbeit geht. Ich hoffe, Stutengarten nochmals erleben zu können.



PS: Mehr Bilder davon kann man in diesem Blog bei "My EVS pics and videos" finden.

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